Bislang waren REPTYLE eher in Insiderkreisen bekannt,
konnten sich da aber u.a. durch eine Reihe von Konzerten, diversen Samplerbeiträgen
(u.a. auf "Dark Awakening" oder "The Violent Hour" - Ende Oktober erscheint
noch die "New Dark Age"-Compilation mit REPTYLE`s "Massacre Celebration")
und natürlich ihren bisher in Eigenregie veröffentlichten EP`s / MCD´s
("Descent to Heaven", "till life do us apart" und "Monochrome") relativ
schnell einen Namen machen und wurden zuletzt nicht nur von ihrer mittlerweile
durchaus beachtlichen Fangemeinde als Geheimtipp gehandelt. Mit dem jetzt
vorliegenden ersten Fulltime-Album "A High And Lonely Place" haben Reptyle
die in sie gesetzten hohen Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern darüber
hinaus eine erstklassige Gothic-Rock Scheibe hingelegt. Dabei liegen die
Stärken des Bielefelder Quintetts in wunderschönen, ausdrucksstarken Melodien
sowie einer Unberechenbarkeit, die heutzutage leider nur noch sehr selten
anzutreffen ist. Kaum meint man, einen Song nach einigen Tönen mutmaßlich
zu kennen und neigt dazu, ihn als nett aber eben doch zu berechenbar vorschnell
abzutun, wird einem der ohrale Mittelfinger in die Ohrmuschel gerammt,
und das Stück nimmt eine vollkommen ungeahnte Wendung. Goth-Rock vom Feinsten!
Aber obwohl Stimmungs- und Tempiwechsel ungemein variieren, bewegen sich
Reptyle stets innerhalb der festgelegten Genregrenzen. Dass sie damit
den Gothic-Rock nicht neu erfinden, liegt auf der Hand. Nichtsdestotrotz
reichen die Einflüsse über die altbewährten Kräfte (Cure, Fields, Sisters)
deutlich hinaus und machen auch vor sinistren Künstlern wie z.B. Nick
Cave oder Ian Curtis nicht Halt. Das daraus entstehende Gemisch, gepaart
mit der ausdrucksstarken und abwechslungsreichen Stimme von Sänger Zulu
sowie den druckvollen, treibenden Gitarren entpuppt sich daher als sehr
eigenständig und ebenso hochexplosiv. Stücke wie "The Light", "In Hell"
oder "Massacre Celebration" gehen schon ordentlich zur Sache und schreien
förmlich nach mehlüberzogenen Ledermänteln und Cowboyhüten, meine persönlichen
Highlights sind jedoch das mit einer grandiosen Melancholie ausgestattete
"The Scourge" sowie das zehneinhalbminütige "Redemption Street". Aber
natürlich (wie soll`s auch anders sein ?) ist auch diese Scheibe nicht
vollkommen perfekt und es gibt sehr wohl auch einige kritische Momente.
Dann etwa, wenn Zulu zumindest für meinen Geschmack etwas neben der optimalen
Gesangslinie liegt (etwa im Refrain bei "The Light"), der Drumcomputer
hörbar dünner als ein echtes Schlagzeug daherkommt oder die Produktion
hier und da noch ein wenig Platz nach oben lässt. Dennoch, ein absolut
empfehlenswertes Album, definitiv mehr Delikatesse als billiger Schlangenfrass.
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