Mai 2004: Um es gleich vorab zu sagen: dies ist mal wieder eine
CD, die mir wirklich Spaß gemacht hat. Die Ostwestfalen Reptyle spielen
auf ihrem Debüt erfrischend altmodischen Gohic-Rock britischer Prägung,
der jedoch durch ihre ungestüme Herangehensweise und den behutsamen
Einsatz elektronischer Elemente niemals altbacken klingt. Als ich die
CD das erste Mal in den Player legte, und nach einem elektronischen
Intro die Gitarren losfetzten, während Sänger Zulu sich die Seele aus
dem Leibe schrie, fühlte ich mich spontan an das Debütalbum von Love
Like Blood erinnert, nur daß das Ganze weitaus rotziger daherkommt,
aber gleichzeitig viel ausgereifter klingt. Der Sänger erinnert mich
auf den ersten beiden Stücken ein wenig an Breuler von den Inchtabokatables,
offenbart im Verlauf des Albums aber darüber hinaus eine erstaunliche
Bandbreite - von sanft und getragen bis hin zu punkiger Aggression.
Auch musikalisch ist das Album sehr vielschichtig. Zwar lösen sich Reptyle
selten völlig von ihren Vorbilden, wie The Mission, The Sisters of Mercy
oder Fields of the Nephilim, kombinieren diese aber geschickt mit artfremden
Einflüssen zu einer explosiven Mischung. Auch vor Liedern, die aus dem
Rahmen fallen, wie dem hitverdächtigen "Descent to Heaven", das eher
an die Chameleons erinnert, scheut man sich nicht. Ich empfehle daher
jedem, der Gitarren-Goth mag, diesem Album einmal ein Ohr zu leihen.
Ein starkes Debüt! |