Das Infosheet zum Debut der Bielefelder Formation Reptyle spricht klare, passende Worte: "A High And Lonely Place" ist als Statement gedacht; ein Tribut, weniger an die "Helden" der Vergangenheit, als an die vielen Wenigen, die die Flamme des Gothic-Rock hell gehalten haben und immer noch hell halten.Zulu, Moci, Keule, Slash und Kufi dürften zumindest eingefleischten Gothic-Rock Anhängern schon das ein oder andere Mal begegnet sein, spielten sie sich in den vergangenen Jahren doch förmlich den Arsch auf unzähligen Konzerten ab und veröffentlichten bereits in mühevoller Eigenarbeit erstellte Werke wie "Monochrome" (2000), "...Till Life Do Us Part" (2001) und zuletzt "Descent To Heaven" (2002). Ein Deal mit dem jungen deutschen Underground-Label Sonorium machte schliesslich das lang ersehnte Debut "A High And Lonely Place" möglich, welches im März diesen Jahres, beinahe ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant, erschien. Ganz taufrisch und brandneu sind demzufolge auch nicht alle hier enthaltenen Titel. So sind zum Beispiel "Descent To Heaven", "Green Land" und das über zehnminütige "Redemption Street" schon auf der "Descent To Heaven" 3-Track CD der Band zu hören gewesen, "Descent To Heaven" ebenfalls auf der "Dark Awakening Vol.3"-Compilation, "Massacre Celebration" auf der "New Dark Age Vol.1" Compilation und "In Hell" auf einem Sampler des Refraktor Fanzines. Dennoch, alle zusammen genommen und um einige weitere ergänzt, ergeben eine runde Sache und ein durchaus hörenswertes Debut-Album, das als Einflüsse nicht nur The Doors, Joy Division und Fields Of The Nephilim, sondern auch Tiamat und Paradise Lost benennt. In der Praxis schienen erst- wie letztgenannte jedoch eher eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben, denn die Musik von Reptyle klingt am deutlichsten nach den Urgesteinen des klassischen Gothic-Rock - Fields Of The Nephilim. Das da nebst einer eigenen Note auch Einflüsse von The Mission und den Sisters Of Mercy mitschwingen ist beinahe selbstverständlich. Zu den Highlights des Albums zählen sicherlich die atmosphärisch erfreulich dicht geratenen Tracks "(And The Devil Said) Because", "Calyx Babylon", "Massacre Celebration" und "Redemption Street", aber auch "Descent To Heaven" hat nach zwei Jahren Existenz noch nichts von seinem subtilen Ohrwurmcharkater verloren und auch "The Scourge" weiss zu gefallen. Um eines der Gothic-Rock Highlights des Jahres zu werden fehlt es "A High And Lonely Place" hier und da noch an neuen Reizen und aufregenden Momenten. Freunde des bodenständigen, handgemachten Gothic-Rock im klassischen Sinne dürften an diesem Album jedoch sicherlich ihre Freude haben und können eher bedenkenlos zugreifen. Man darf gespannt sein, was man in Zukunft noch von dieser Band zu hören bekommen wird.

Marco Schwiers (Blacklight)