Nachdem das neue Album von REPTYLE schon im Oktober letzten Jahres erscheinen sollte und der Veröffentlichungstermin immer und immer wieder verschoben wurde, ist die CD nun doch nach scheinbar schwerer Geburt endlich fertig und ich für meinen Teil kann sagen, daß sich das Warten gelohnt hat. Schon mit ihren ersten Veröffentlichungen wurden einige Liebhaber des klassischen Goth-Rocks auf die fünf Bielefelder aufmerksam und spürten, welch Potential sich dahinter versteckt. Mit "A High And Lonely Place" gehen REPTYLE nun ihren Weg und entwickeln ihren Sound, der jetzt noch eigenständiger und reifer klingt. Der Sinn für gute Melodien und einem herrlich dunklem Klang sind nach wie vor sehr ausgeprägt, doch sind die Songs im Einzelnen noch abwechslungsreicher und ausgefeilter geworden, woraus ein Album entstanden ist, welches man mehrmals hören kann und möchte. Nicht zuletzt die rauchig-dunkle Stimme des Sängers Zulu und der teilweise recht rockige Sound lassen die Musik irgendwie erdig und ein wenig dreckig klingen, was jedoch gleichzeitig durch eine Prise Pathos wieder kompensiert wird. Für all diejenigen, die REPTYLE noch gar nicht kennen, sei vielleicht ein entfernter Vergleich mit den bekannteren Fields of the Nephilim gegeben, um die ungefähre Richtung anzugeben. Auch wenn man beim ersten Hören vielleicht meinen könnten, daß es sich um recht anständigen Goth-Rock handelt, was die Sache sicherlich nicht ganz verfehlen würde, lohnt es sich etwas genauer hinzuhören. So hört man an mancher Stelle ganz dezente Samples, wie das leise Geräusch eines Zuges zu Beginn von "The Scourge (Martyr's Song Part II)". Das Lied übernimmt dann auch noch einen leichten Dampflock-Rhythmus, woraus dieses Lied eindeutig in die Kategorie Train-Song fällt, falls jemanden das etwas sagt. Solche Feinheiten sind es, wodurch jeder einzelne Song seinen letzten innovativen Schliff bekommt. Nichtsdestotrotz kann man das ganze Album aber auch einfach als eingängige Goth-Rock-Scheibe hören, lebendiger Goth-Rock, der aktuell und old-schoolig zugleich ist. Als Highlights würde ich mal das benannte "The Scourge", "Greenland" und "Descent To Heaven" nennen. Letzteres, da es besonders eingängig und ohrwurmig ist.

Silvio Wolff (Gothicworld)