Juni 2004:

lDie ostwestfälischen Jungs und Mädels von Reptyle haben es endlich geschafft, ihr Debüt fertig zu stellen. Eine ganz fette Duftmarke im Genre des europäischen Gothic Rocks, der immer frischen Windes bedarf. Die elf Stücke auf A high and lonely place atmen den Geist McCoys, der sich wahrscheinilch nach dem Material der Bielefelder die staubigen Finger ablecken würde. Im Vergleich zur Vorab-Version wurde noch einmal mächtig am Sound gefeilt, und mit Sonorium hat man auch endlich einen passenden Partner gefunden. Gitarren-Gothic vom Feinsten, der hauptsächlich von den flirrend-flangerigen Gitarren und dem obligatorischen tiefen Gesang geprägt ist, liefern Reptyle hier ab. Mit ganz viel Liebe zum Detail sowohl in musikalischer als auch in gestalterischer Hinsicht bleiben kaum Wünsche übrig. Ich jedenfalls bin gespannt, was Reptyle auf der Bühne können und ziehe meinen mehlig verstaubten Hut vor diesem Debüt!

Oktober 2003:

Ach ja, wer erinnert sich noch an die Zeiten, als man mit Ledermantel und Mehlbeutel bewaffnet zu Fields-Konzerten pilgerte? Erinnerungen an diese Zeit werden unwillkürlich wach, wenn die ersten Töne von Reptyles A high and Lonely Place erklingen. Und gleichzeitig wächst das Unverständnis darüber, warum es deutsche Goth-Bands immer noch so schwer haben, sich auf dem Markt zu behaupten. In Zeiten, in denen es zu reichen scheint, aus L. A. zu kommen und ein paar zerfetzte Strumpfhosen zu tragen, um in Deutschland einen Plattendeal zu bekommen, setzen Reptyle völlig gegensätzliche Akzente, indem sie auf lupenreinen Goth-Rock deutscher Prägung setzen. Die Ostwestfalen haben gerade in Bezug auf Songwriting einiges gegenüber früheren Veröffentlichungen dazugelernt und klingen mal nach alten Love like Blood, mal nach Fields oder den Sisters. Sehr schön auch, dass sie ohne irgenwelches Synthie- oder Sequencergefrickel daherkommen. Stattdessen dominieren sägende wie flirrende Gitarren, Bass und Gesang. Reptyle kann man durchaus in einem Atemzug mit genialen Goth-Bands wie Sweet William, Love like Blood, Kiss the Blade oder Dronning Maud Land nennen. Und wir wollen hoffen, dass Veröffentlichungen wie diese endlich die verdiente Anerkennung in der Szene finden. Anspieltipps: The Light, Green Land, Redemption Street. Für Old-School-Goths genauso zu empfehlen wie für Jung-Grufts! (9)

Roman Berndt (Orkus Magazin)