REPTYLE aus Bielefeld gehören live schon seit langer Zeit zu den ostwestfälischen Vorzeigekapellen. Gegründet Ende 1998 agiert man heute mit 4 Herren und der Bassistin Moci, die sich gerade den Knöchel gebrochen hat, woraufhin man die eigene CD-Releaseparty canceln musste. Irgendwie symptomatisch für die lange Leidenszeit des Quintetts, denn es schien fast eine Ewigkeit zu vergehen, bis nun endlich das reguläre Debüt vorliegt. Erschienen ist es letztendlich auf dem jungen Sonorium-Label und enthält neben vielen neuen Songs auch die drei Tracks des 2002er Demos „Descent to Heaven“. Musikalisch umgibt REPTYLE ein sehr charmanter Retro Charme, der auch dadurch belegt wird, dass man auf der Homepage vehement für den Gothic Rock im Spiegel der Zeit kämpft. Genau dieses Genre haben sich die Bielefelder nämlich auf die Fahnen geschrieben: Gruftrock im UK-Stil der 80er Jahre, dabei eher FIELDS als SISTERS, was nicht zuletzt am sehr ausdrucksstarken Sänger Zulu liegt. Aktuelle Veröffentlichungen von Kollegen wie HOUSE OF USHER, DRONNING MAUD LAND oder auch FUNHOUSE beweisen, dass diese Musikrichtung niemals sterben wird, solange mit so viel Herzblut komponiert wird. Zwar besitzt die Produktion nicht unbedingt den topmodischen Druck, gibt aber den Blick frei auf abwechslungsreich geschlagene Klampfen und ein Keyboard, welches dezent und dennoch wirkungsvoll eingesetzt wird. Egal, ob man wie beim Opener „The Light“ rockig treibend nach vorne geht oder das Titelstück getragene Klänge offenbart, immer spürt man die langjährige Erfahrung und die Verbundenheit mit den Originalen. Kein Musterbeispiel für innovative Tonkunst, aber in den vorgegeben Grenzen toben sich REPTYLE mustergültig aus, was sie für alle Genrefans zu einer interessanten Alternative macht. Lediglich beim letzten Stück des Albums – „Redemption Street“ – fallen ein paar stimmliche Probleme auf, wenn Herr Zulu versucht, in höhere Sphären zu gelangen. Wer sich weiter informieren will, kann das mit einigen Songextrakten auf ihrer Website tun oder auch eines der vielen Live-Konzerte besuchen, mit denen sich die Jungs plus Mädel schon lange einen guten Ruf erspielt haben. Der Einzug in die Native Album Charts beweist wieder einmal den abgegriffenen Spruch: „Was lange währt, wird endlich gut“... und gruftrockig!

Karsten Thurau (Terrorverlag)