Wenn man die letzten drei Jahre nach dem überall gefeierten
Album "a high and a lonely Place" Revue passieren lässt, hätte ich eher
mit einem Grabstein anstatt mit einem neuen Lebenszeichen gerechnet.
Die Bielefelder gehen aber unbeirrt ihren Weg weiter und bleiben dem
traditionellen Goth Rock treu. Die Band tut gut daran, sich nicht den
modernen Trends anzubiedern, sondern den düsteren Sound, der uns alle
Mitte der 80er bewegte, nuanciert zu verfeinern. Der Opener "Where I
Come from" ist druckvoll inszeniert und besitzt eine eingängige Hookline.
Spätestens bei "Just like you" merkt man, dass man sich im Songwriting
weiter gesteigert hat, sphärisch bis poppige Keyboards, straighte, tiefgestimmte
Saiten, treibender Bass und die raue Stimme Zulu's vervollständigen
sich zu einem harmonischen Ganzen. In "suffer" zeigen sich die Rocker
dann auch mal von ihrer melancholisch-zerbrechlichen Seite. Wenn man
mal von diesem "suffer" oder dem Schlussstück "Great Opportunities"
absieht, sind die Songs wesentlich direkter inszeniert, was dem Album
eine dezente Härte verleiht. Zwar hatte ich nicht nach den ersten Durchgängen
meine Favoriten am Anfang platziert (s.o.), aber im Nachhinein gibt
es mit dem treibenden "One touch", dem schräg verspielten "Dynasty"
oder dem verschnörkelten "Great Opportunities" die heimlichen Highlights.
"Tower of Bridges" vergeht sich in dunkler Eleganz. Fazit: Reptyle gehören
heute zu einer handvoll Bands, welche die Fahne des "wahren" Goth Rocks
hochhalten und nicht opportun in den Wind hängen.. Andreas (Amboss Mag) |