Dafür, dass es die westfälische Metropole Bielefeld laut diverser Verschwörungstheoretiker eigentlich gar nicht geben dürfte hat sie ein sehr umtriebiges Kulturleben und gerade im schwarzen Bereich etliche gute und interessante Bands hervorgebracht. So auch Reptyle, die sich seit inzwischen neun Jahren dem guten alten Goff-Rock-Zeugs im Stile der großen alten 80er-Bands wie den Sistern, Cult etc. auf die Fahnen geschrieben haben. Und dies recht erfolgreich, denn immerhin kann man auf etliche erfolgreiche Gigs, zum Beispiel mit Frank The Baptist oder auch Cinema Strange verweisen. "Consequence" ist nach "A High And Loney Place" (2004) der zweite Longplayer der Westfalen. Mit Elan und viel Verve brettern Zulu (Gesang), Keule (Guitars), Slash (Guitars), D(e)ad (Bass) und Alex (Drums) durch die zwölf Tracks des Albums, dass es eine wahre Freude ist und der verstaubte Ledermantel im Fahrtwind flattert. Der Sound der Reptilien ist so dermaßen oldschool, dass man sich sofort in die "gute alte Zeit" zurückversetzt fühlt, in der man "gothic" noch nicht mit neonfarbenen Plastikröhrchen im Haar assoziierte. Dennoch ist "Consequence" nicht altmodisch im negativen Sinne, sondern macht im Gegenteil deutlich, dass gitarren-geprägte dunkle Musik auch heute noch ihre Daseinsberechtigung hat. Schnörkellos und konsequent (wie der Titel schon sagt spielem die Jungs ihre tiefschwarzen Hymnen an die Nacht. Die Gitarrenwände türmen sich dabei so hoch, dass sogar die Schwestern der Gnade erbleichen und ehrfürchtig beiseite treten würden um Reptyle den verdienten Platz in dieser Liga zu gewähren. Zulu singt ganz im Stile der britischen Vorbilder sehr tief, emotional und hin- und hergerissen zwischen Wut und Melancholie. Meist geht es straight zur Sache, aber Reptyle gönnen sich auch einmal kleine Pausen, so zum Beispiel bei "Under The Hammer", was etwas gebremster beginnt, aber dann zum Refrain hin umso heftiger loszurocken oder auch bei "Tower Of Bridges". Aber im Grunde ist es fast unmöglich, einzelne Songs aus dem Album gesondert hervorzuheben. Schwachstellen sind kaum auszumachen, auch wenn sich die Tracks in ihrer Grundstruktur ähneln. Dennoch kommt keine Langeweile auf und ein Durchhören der Scheibe wird zu einem runden Vergnügen. Um die Zukunft der tiefen Gitarren im Gothic-Bereich wird mir nicht bange, solange es Bands wie Reptyle gibt. Wenn diese bereits auf der Plastikscheibe sehr energisch klingen, wie wird erst live die Post abgehen? Also, liebe Veranstalter, bucht diese Band und lasst sie den Saal rocken. Reptyle ist mit "Consequence" einmal mehr eine zeitgemäße Alternative zu den so gehypten Industrial-Rock-Hupfdohlen gelungen und liefern den eindeutigen Beweis, dass melodischer Gothic-Rock noch lange nicht tot ist sondern sich im Gegenteil im x-ten Frühling befindet.