Viel zu oft wurden die Bielefelder Reptilien schon für ihre Linientreue gescholten, aber diese Zeiten sollten nun endgültig vorbei sein, denn „Consequence“, das nunmehr zweite Album, trägt nicht ohne Grund diesen Titel. Mit einer Spielfreude und Würde, die wirklich Spaß beim Zuhören bereiten, produzieren Reptyle so ein Gitarren Goth-Album, welches nicht nur Freunde des Genres, sondern vielleicht auch Fans von moderneren Acts wie The 69 Eyes ansprechen sollte. Denn „Consequence“ klingt modern, frisch und unverbraucht. Natürlich vernimmt man hier und da Zitate großer Helden, aber wer das als Kritikpunkt anbringt, wird wahrscheinlich nie Zugang zu Goth Rock an sich finden. „Where I Come From“, bereits vom letzten „New Dark Age“-Sampler bekannt, ist schon jetzt der offizielle Nachfolger des Reptyle-Hits „Just Another Message“, der bereits seit ein paar Jahren regelmäßig auf den Plattentellern rotiert, aber „Consequence“ hat noch weit mehr in petto, als schnöde auf die Tanzfläche zugestrickte Nummern. Die komplette Bandbreite, die auch die Klassikeralben des Genres ausmachten, wird von Reptyle gekonnt in Szene gesetzt, egal ob atmosphärisch-aufbauend, schnell und treibend oder auch fast schon melancholisch-zurückhaltend: Repytle gehören mit Elusive, The House Of Usher und Ikon zu den wichtigsten Bands der Neuzeit, die ganz klar für einen bestimmten Sound steht, der eben nicht mehr en vogue ist. Aber vielleicht irgendwann mal wieder werden wird? Who knows.

Thomas Thyssen (Sonic Seducer)