Interview Entry Juni 2003

Stellt Euch doch bitte einmal vor:

Keule: REPTYLE bestehen jetzt schon seit längerer Zeit aus Zulu (vox), Moci (bass), Keule (guit), Slash (guit) und Kufi (keys)

Habt Ihr bereits in anderen Bands/Projekten Erfahrung gesammelt?

Keule: Jeder von uns hat vorher schon in anderen Bands gespielt, allerdings ohne erwähnenswerte Erfolge (es sei denn, man bezeichnet ein paar Demotapes oder vereinzelte Gigs als "Erfolg"......). Diese Erfahrungen waren aber für alle Bandmitglieder sehr wichtig - hierbei meine ich z.B. auch die Tatsache, dass wir vor REPTYLE alle schon mal irgendwo auf der Bühne standen

Wie kam es zu der Gründung von Reptyle?

Slash: Jeder von uns hat, wie gesagt, vorher schon in diversen kleineren Bands gespielt, und als wir uns vor 5 Jahren kennen gelernt haben und eine Menge musikalischer Gemeinsamkeiten entdeckt haben, hatten wir erst mal was Retro-mäßiges im Sinn. Dass wir uns anfangs natürlich auch von Vorbildern haben inspirieren lassen, zeigt schon der Bandname, den wir u.a. wegen eines NIN-Titels, aber auch wegen einer kultigen e.p. aus den 80ern gewählt haben. Uns hat damals schon genervt, dass in den Clubs fast ausschließlich elektronische Musik lief. Da wir aber alle eher auf handmade music stehen, haben wir die Sache dann gleich selbst in die Hand genommen...

Erzählt doch etwas über Eure Bandhistorie

Slash: Im Herbst 1998 standen Keule, unser damaliger Bassist Hooky, Kufi und ich alle ohne feste Band da und trafen uns mehr oder weniger just for fun, um zusammen mal was auszutesten. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass da einiges an Potenzial drin steckte. Innerhalb eines Jahres fanden wir dann in Ketzer einen vorübergehenden festen Drummer und Zulu als Shouter und stellten einen Live-Set auf die Beine. Nach den ersten Gigs und der ersten Demo-CD "Monochrome" übernahm dann Moci den Bass-Posten, und seit 2001 und der zweiten Demo-CD "...till life do us part" kommen die Drums aus dem Computer. Wir haben uns danach erst mal drauf konzentriert, live möglichst präsent zu sein und erst Anfang 2002 mit den Aufnahmen zu unserem jetzt fertig gestellten Album "A high and lonely place" begonnen. Bis jetzt haben uns ca. 25 Gigs quer durch die Republik und ins benachbarte europäische Ausland geführt und wir hoffen, dass das nach Veröffentlichung des Albums noch zunimmt.

Wie sind Eure Erfahrungen seit dem sowohl mit dem Musikbusiness als auch mit den Medien?

Slash: Das kann man absolut nicht pauschalisieren - im Musikbusiness gibt es Leute, mit denen man hervorragend zusammen arbeiten kann, und natürlich auch solche, denen man wochenlang erfolglos hinterher rennt… aber das ist wohl schon immer so gewesen, nehme ich an. In und von den Medien sind wir bislang immer ordentlich behandelt worden, da gibt´s nix auszusetzen.

Werden junge Bands wie Ihr heute noch gefördert?

Keule: Im REPTYLE-Umkreis gibt es natürlich auch Leute mit Connections, die uns auf unserem Weg unterstützen und helfen, soweit es in ihrer Macht liegt. Im größeren Rahmen wird man natürlich nur gefördert, wenn man sich der heutigen Zeit und "angeblichen" Szene anpasst. Und da wir weder Future-Pop produzieren noch vorhaben, einen Dudelsack-Spieler in unser Line-Up aufzunehmen, werden wir wohl wie gehabt weiterhin ohne größere Hilfe auskommen. Es ist aber ein verdammt gutes Gefühl, zu wissen, dass wir uns das bisher erreichte selbst erarbeitetet und nichts in den A**** gesteckt bekommen haben.

Ihr kommt ja aus dem Raum Bielefeld. Wie sehen dort die Auftrittsmöglichkeiten aus?

Slash: Also, als bandinterner Booker kann ich Dir sagen, dass es - gerade als ungesignete Band - manchmal verdammt schwierig ist, Gigs auf die Beine zu stellen. Das Hauptaugenmerk liegt im Wave-Gothic-Bereich hier in der Gegend doch eher auf elektronischer Musik oder Mucke aus der Konserve. Allerdings gibt es hier in Bielefeld auch einige wenige, aber umso engagiertere Leute, die uns unterstützen - Peter O. von der Guitarmen-Party im Forum, Dirk vom Dark Obsession und Andreas vom Amboss-Magazin möchte ich an dieser Stelle mal besonders erwähnen. Auch das Elfenbein hat uns schon mehrfach Auftritte ermöglicht. An dieser Stelle Euch allen erst mal einen herzlichen Dank! Natürlich suchen wir weiterhin nach Auftrittsmöglichkeiten - Angebote bitte an live@reptyle.de...

Kommen wir zu Eurer neuen CD "A high and lonely place". Wie ist sie entstanden (Aufgabenverteilung innerhalb der Band, Zeitraum, Einflüsse ect.)?

Slash: Wir haben die ersten Songs für "A high and lonely place" bereits vor unserer Herbsttour 2001 geschrieben, und kurz nach den Auftritten wurde dann ja auch schon die Promo-CD "Descent to heaven" mit 3 Tracks vom Album eingespielt. Fast alle Tracks sind so entstanden, dass einer bei der Probe das Grundgerüst präsentierte und die Band dann auf dieser Basis gemeinsam an dem Stück gearbeitet hat. Manche Ideen wurden auch kurz vor Fertigstellung wieder verworfen... Sobald ein Song fertig komponiert war und die Lyrics standen, haben wir ihn dann aufgenommen. Das Titelstück ist erst ganz zum Schluss entstanden und sozusagen unser Goodbye an einen lieben Menschen, der uns nahe stand und uns jetzt hoffentlich von irgendwo zuhört und mit uns anstößt. Das abschließende nerven- und zeitaufwändige Mischen und Mastern haben größtenteils Zulu und Kufi bewältigt. Bedanken müssen wir uns aber auch bei Stefan von Spiritual Cramp, der uns in kritischen Momenten immer wieder unter die Arme gegriffen und mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat.

Wann wird sie veröffentlicht?

Keule: Wir stehen derzeit mit verschiedenen Labels in Verhandlungen und hoffen, bis Juni eine Entscheidung verkünden zu dürfen. Daher ist der kommende Herbst wohl ein realistischer Zeitpunkt für den Release.

Wo von handeln Eure Stücke?

Slash: Die Texte schreibt fast ausschließlich Zulu und im Allgemeinen entstehen sie auch erst, wenn die Musik bereits fertig ist. 08/15-Gruftie-Klischees wirst Du vergeblich suchen, aber in jedem Song schwebt ein dunkler Unterton durch die Lyrics mit. Also, um´s kurz zu machen - das Leben ist kein Zuckerschlecken, und davon handeln auch die Songs.

Wie entsteht bei Euch ein Song?

Keule: Normalerweise werden die Stücke von einem Bandmitglied in Eigenregie komponiert bzw. vorbereitet und dem Rest dann während einer Probe vorgestellt. Bei manchen Songs besteht zu diesem Zeitpunkt nur ein Grobgerüst wie z.B. Akkordfolgen, ein paar Riffs und "Ideen" für die Struktur, so dass im Proberaum noch eine Menge daran gearbeitet werden muss. Andere Songs werden fast komplett fertig präsentiert, wobei es allerdings auch hier vorkommen kann, dass diverse Sachen während des Austestens abgeändert werden und somit auch hier noch eine Menge Arbeit investiert werden muss.

Wie finanziert Ihr Eure Veröffentlichungen?

Keule: Den Großteil der Kosten können wir zum einen durch regelmäßige Auftritte, zum anderen durch CD-Verkäufe ausgleichen. Dieses ist allerdings ne sehr knappe Geschichte, so dass hier und da auch mal zusätzliche Einzahlungen auf unser Bandkonto vorgenommen werden müssen.

Wie werden sie vertrieben?

Keule: Der Großteil der CD`s wird natürlich bei unseren Konzerten verkauft, wo sich meistens Mrs. Wolverine (an dieser Stelle mal ein großes Dankeschön !!!) um den kompletten Merchandise-Stand kümmert. Die sonstigen Bestellungen (meistens per e-mail) werden von mir abgewickelt......

Seht Ihr in der heutigen Zeit, wo in den meisten Clubs nur elektronische Musik gespielt wird und der Gothic-Bereich höchstens in der "Besenkammer" zum Zuge kommt, noch Chancen für Eure Art von Musik?

Keule: Im Augenblick sieht`s natürlich relativ mies aus, wenn man mal von den paar guten Goth-Veranstaltungen in unserer Nähe (Guitarman-Party im Forum/Bielefeld oder Pagan Love Songs im Zwischenfall/Bochum) absieht. Es wird aber hoffentlich der Tag kommen, an dem den Leuten der billige Future-Pop zum Halse raushängt und sie ebenfalls feststellen, dass Dudelsäcke eigentlich zum Kotzen klingen - und dann sind wir da und schlagen zu !

Wie seht Ihr den momentanen "Independent" - Bereich?

Slash: Oh, böse Frage - fällt mir äußerst schwer, den Begriff "Independent" im Moment im Zusammenhang mit Musik zu definieren… wenn bsw. Pitchfork auf einem Major Label ein Album rausbringen, wird man das wohl nicht mehr als Independent werten können. Allerdings hab ich den Eindruck bzw. die Hoffnung, dass Gitarrenmusik wieder einen höheren Stellenwert im Independent-Bereich einnimmt. Zumindest ist die Zahl von Tonträger-Veröffentlichungen in dieser Richtung wieder deutlich gestiegen, was darauf hindeuten könnte, dass den Leuten elektronische Musik wegen Übersättigung langsam zum Hals raushängt.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft?

Keule:Im Augenblick steht natürlich die anstehende Veröffentlichung des Albums im Vordergrund - wir sind aber auch schon dabei, Gigs für den Herbst zu organisieren, da wir uns im bisherigen Verlauf dieses Jahres auf Grund der Albumproduktion live sehr rar gemacht haben - das wird sich zum Ende des Jahres hin aber wieder ändern..........

Eure letzten Worte?

Keule: Wie gehabt, "No drinks - No show".......