Terrorverlag:
Live 12.11.2004 Bochum (Zwischenfall) + Nik Page + NCOR

Freitagabend = Konzertabend. Dieses mal führte der Weg nach Bochum, eine Stadt mit einer unbestreitbar großen schwarzen Szene. Dennoch sollte es mein Zwischenfall-Debüt werden, denn bisher kannte ich nur die Matrix und die Zeche. Nach einer eher unangenehmen Fahrt über die dicht belagerte A2 erreichte ich um einiges zu spät den alteingesessenen Laden. Gemütlich und düster ist er, aber zumindest an diesem Abend auch ein wenig kalt. Glücklicherweise hatte ich noch nichts verpasst und so konnten ich und ca. 50 weitere Besucher ein Bielefelder Doppelpack bewundern, bevor „Quick Nik“ an der Reihe war.

Denn der Zufall wollte es, dass mit REPTYLE und NCOR gleich 2 ostwestfälische Formationen Support Slots (Sluts?) ergattern konnten, los ging es mit den Goth rockenden Reptilien, die ich ja noch vor kurzem in Elfenbein gesehen hatte. Dort enttäuschten mich ein wenig der schlechte Sound und die Abstimmung zwischen Sänger Zulu und dem Rest der Truppe. Wie mir aber Stefan von SPIRITUAL CRAMP – der auch heute wieder am Mischpult stand – verriet, hatte der langmähnige Shouter eine Grippe ausgestanden und so ging ich erwartungsfroh in den Gig. Immerhin 20 Leutchen wagten sich an die Bühne und ein paar bewegten sich sogar! Und tatsächlich, heute klappte es mit der Stimme besser, kein Ausfall zu beklagen. Mit dem Sound hatte man allerdings wieder etwas Pech, gab es doch hin und wieder Rückkopplungen, es hielt sich aber noch im Rahmen. An der Besetzung hat sich natürlich innerhalb drei Wochen nichts geändert, daher konnte man wieder die „Keule“ sowie das saitenzupfende Pärchen Moci und Slash begutachten, ein Drummer war derweil auch nicht nachgewachsen, so dass der Bandwurm diesbezüglich assistierte. Da man wohl etwas zu spät anfing, musste man die Setlist im Vergleich zu Herford etwas kürzen, so fehlten beispielsweise „All is Love“ oder „Suffer“, dafür war mit „Descent to Heaven“ auch ein neuer Song im Gepäck. Die Anwesenden tauten zwar bis zum Ende nicht richtig auf, gaben aber immerhin anständigen Applaus, besonders nachdem Zulu sich beim letzten Track „And the Devil...“ singenderweise unters Volk mischte. Solider Gig und klare Steigerung.

Danach waren die Mannen um die Bielefelder „Sexbombe“ Kevin am Start, die ich noch nie auf der Bühne gesehen hatte. Nach dem Debüt „Tiefenrausch“ bei Strange Ways stagniert die Karriere ja etwas, man steht zwar mit einer neuen Scheibe aber ohne Label da. Das hielt das Trio bzw. Quartett (teilweise agierte man nämlich zu viert) nicht davon ab, hauptsächlich unveröffentlichtes Material zu präsentieren, das wohl niemand kannte. Außer vielleicht Kevins Freundin (?)/ Groupie (??), die als einzige jeden Song mit lautem Gejohle quittierte. Denn man musste leider feststellen, dass das Zuschauerinteresse nun noch weiter gesunken war, so dass sich fast niemand mehr vor der Bühne befand. Der Shouter reagierte mit Galgenhumor, konnte seine Enttäuschung aber doch nicht ganz überspielen. Jedenfalls brachte man den Abend routiniert rum, mit Keyboards, Live Drums und teilweise auch Gitarre, die bei einigen Tracks zum Einsatz kam, wobei dann ein zusätzlicher Mensch die Knöpfchen drehte. Als erstes „altes“ Stück präsentierte man uns „Was ist wahr“, das auch verhältnismäßig gut abging. Die neue Scheibe soll wohl „Nimm mich“ heißen, so hieß jedenfalls ein weiteres Epos. Vor dem abschließenden „Bis in alle Ewigkeit“ (oder so ähnlich) versprach K. jedem Mitsinger einen Sekt. Arm dürften er, Sebastian und Michael jedenfalls an diesem Abend davon nicht geworden sein...

Nach kurzer Umbaupause betraten dann NIK PAGE und seine Armee die Bretter, sowohl er als auch die äußerst aparte Dara Pain hatten sich schon vorher im Zwischenfall sehen lassen, um die Lage zu sondieren. Mit der Bemerkung, dass die wenigen, die da seien, jetzt mit ihm abfeiern könnten, ging es auch gleich in die vollen. Dara verzichtete dieses mal auf den Lederbikini und hatte stattdessen ein hautenges Kleid in den Schweizer Nationalfarben am aufregenden Körper. Dazu waren wieder ein Keyboarder, ein Schlagwerker und ein Bassist am Werke, doch das war noch nicht alles! Denn NIK hatte mal wieder seine Kontakte spielen lassen und präsentierte dem geneigten Publikum Dirk Scheuber von PROJECT PITCHFORK! Der wechselte bei einigen Stücken zwischen Saiteninstrument und Tasten hin und her und vergaß natürlich auch nicht, seine Stimme einzusetzen. Ein gelungener Coup! NIK legte sich wieder ins Zeug wie in Hannover, wenngleich auch heute kaum mehr als 70, 80 Fans anwesend waren, die gingen aber immerhin gut ab. „Herzschlag“ und „Seelenfänger“ starten ein ausgedehntes Set, bei dem immer mal wieder Dara die Stimme ergriff, bei 2 Tracks agierte sie sogar ganz allein auf der Bühne. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, mit militärischem Posing aufzufallen – bei „Yes Sir“, kurzum, es war immer etwas los, ein Gemischtwarenladen der guten Unterhaltung. Nach einem bereits recht ausgedehnten Hauptteil kamen sogar 2 Zugabenblöcke zum Einsatz, einmal 2, einmal 3 Lieder, so sehr feuerten die Fans ihren Liebling mittlerweile an, die Hauptstädter waren direkt überrascht. Besonders „Walking to Heaven“ und das ÄRZTE-Cover „Mysteryland“ räumten zum Schluss noch gut ab, bevor um Mitternacht endgültig die „Sündenmaschine“ ihren Dienst beendete und die reguläre Discobeschallung einsetzte. Im Dezember als Opener bei TANZWUT sieht man sich wieder...

Karsten Thurau (Terrorverlag)