Artikel Orkus Juli 2007

REPTYLE

Gut Ding will Weile haben

Die durchtriebenen Jungs von Reptyle aus Bielefeld im schönen Ost-Westfalen gehören allem Anschein nach einer aussterbenden Gattung von Musikern an: den eisenharten Verfechtern des guten Gothic Rocks. Auf das oftmals in einem Atemzug mit dieser Formulierung verwendete "alt" verzichte ich absichtlich, denn Goth Rock muss auch anno 2007 nicht alt, nicht angestaubt, nicht antiquiert klingen. Dafür kann man Reptyle direkt als besten Beweis heranziehen, denn Consequence, das endlich erschienene, nunmehr zweite Album der coolen Combo, beinhaltet alle wichtigen Ingredienzien: Gutes Songwriting, stark verbesserte Vocals, schmissige Riffs, treibende Drumcomputerbeats und - ganz wichtig - den mächtig wummernden Bass. Stellt sich natürlich die Frage, wie lange Reptyle an der Scheibe gearbeitet haben, die eigentlich schon vor gut einem Jahr das Licht der Welt erblicken sollte. "Nicht so lange wie die Sisters an ihrem Viertwerk", lacht Gitarrist Keule, "aber gut - da das Songmaterial vom Debütalbum bereits Anfang 2003 komplett abgeschlossen war, haben wir im Endeffekt schon damals indirekt mit den Arbeiten zum Nachfolger begonnen, indem wir die ersten Tracks geschrieben und auch live ausgetestet haben. Mit den Studioaufnahmen haben wir Anfang 2005 begonnen, wobei wir durch einen Festplattencrash zwischenzeitlich ziemlich zurückgeworfen worden sind; inklusive Mixen und Mastern kommen wir summa summarum auf circa zwei Jahre." "Grund für den verzögerten Release war auch noch, dass wir uns mixtechnisch doch noch relativ lange mit diversen Feinheiten aufgehalten haben", erklärt Slash, ebenfalls Gitarrist bei den Reptilien, "und sich das anschließende Mastern auch ziemlich hingezogen hat. Dazu haben wir ja noch das Label gewechselt und sind jetzt bei Equinoxe Records gelandet, was sich natürlich auch auf den VÖ-Termin ausgewirkt hat." War der Vorgänger A High And A Lonely Place schon ein konsequentes Werk, so macht Consequence seinem Titel erst recht alle Ehren. Ist es heutzutage nicht sogar so, dass man konsequenter ist, wenn man zu seinen Wurzeln steht, anstatt allen vermeintlichen Trends hinterher zu hecheln? Slash nickt bestätigend: "Das kann schon sein, aber darüber hab ich noch nie nachgedacht, weil wir von der Mucke, die wir machen, schon immer eine relativ genaue Vorstellung hatten: Gothic Rock mit Punk- und Popeinflüssen. Weder wollen wir alte Sisters-Platten nachspielen, noch Avantgarde-Stücke schreiben. Konsequent wollten wir eigentlich nur unserem eingeschlagenen Weg gegenüber bleiben, und ich denke, das ist uns mit der neuen Platte gelungen." Dies kann man nur bejahen. Ach, und in den kommenden Monaten zu "Where I Come From" tanzen, wenn das gute Stück in deiner hiesigen Gothendisse aufgelegt wird. Mit viel Trockeneisnebel auf der Tanzfläche, versteht sich.

Thomas Thyssen