Schwarze Seiten Juli 2007

Interview mit Keule - Gründungsmitglied und Gitarrist von Reptyle


Nach einigen vergeblichen Anläufen liessen Promo-Termine seitens der Band sowie Terminschwierigkeiten auf beiden Seiten das geplante Interview beinahe schon ins Wasser fallen. Glücklicherweise konnten wir den gleichermassen charismatischen wie sympathischen Gitarristen Keule kurz vor Beginn der verdienten Sommerfereien dann doch noch zu einem Interview begrüssen.

Hallo Keule, wie geht´s?

Oh, danke der Nachfrage. Momentan sehr gut.

Zur Sache: Euer Debütalbum „A High And Lonely Place“ wurde ja von der Presse (zurecht) ganz schön abgefeiert. Was hat sich seitdem für Euch geändert?

Naja, es ist seitdem schon etwas nervig, dass man nun z.B. auch beim Einkaufen im real,- erkannt wird, dann Fotos mit Fans vor´m Kühlregal o.ä. über sich ergehen lassen muss, ganz zu schweigen von den ständigen Autogrammwünschen etc...;-)). Aber im Ernst - der Bandname REPTYLE ist über die Jahre, insbesondere auch durch unser Debütalbum, natürlich bekannter geworden, man taucht des öfteren auf Playlists diverser Szenelokalitäten auf und und und.....wir befinden uns aber immer noch mitten im Untergrund, eine Anfrage für`s nächste Rock am Ring ist bis heute jedenfalls noch nicht bei mir eingetrudelt...;-). Ansonsten gab es vor kurzem ein paar Line-Up-Wechsel. Unsere Bassistin Moci hat uns mangels Zeit verlassen, dafür zupft jetzt Dead den Bass. Kufi (Keys) hat uns aus gleichen Gründen verlassen müssen, arbeitet im Hintergrund aber immer noch mit. Dafür hatten wir vor kurzem wiederum unseren 1. Gig mit unserem neuen Drummer Alex, der unsere Drummachine Marlene D. abgelöst hat. Damit niemand den Überblick verliert – unser Line-Up sieht nun folgendermaßen aus:

Vox - Zulu
Git - Keule
Git – Slash
Bass – Dead
Drums - Alex

Warum hat es ganze drei Jahre bis zum aktuellen Werk „Consequence“ gedauert und was habt ihr in der Zwischenzeit so gemacht?

Nun, eigentlich sollte das Album bereits letztes Jahr veröffentlicht werden. Doch wie gehabt hat das Mixen und Mastern länger gedauert als geplant, dazu kam noch ein Festplattencrash und schon kann man den original Zeitplan in die Tonne kloppen. Dazu haben wir ja auch noch das Label gewechselt, was den Release-Termin natürlich noch zusätzlich verschoben hat.

Du sprichst gerade den Labelwechsel an. Wie kam es dazu und was hat sich dadurch geändert?

Nachdem „A high and lonely place“ damals bei Sonorium erschienen ist, sind wir nun zu Equinoxe Records gewechselt. Es gab auch mehrere in- und ausländische Labels, die Interesse an einer VÖ von „Consequence“ hatten. Das Angebot von Equinoxe Records hat uns aber am meisten zugesagt, also haben wir es angenommen. Der Kontakt zu Equinoxe besteht im Endeffekt auch schon seit unserer Bandgründung, beinahe wäre unser Debütalbum übrigens auch schon bei ihnen erschienen. Die bisherige Zusammenarbeit läuft genauso, wie wir uns das erhofft haben. Für uns war u.a. auch sehr wichtig, daß unser Album in den Läden steht, und insbesondere da haben Equinoxe mit ihrem Vertrieb Alive einen wirklich sehr guten Job gemacht.

Kommen wir zum neuen Album „Consequence“. Wir würdest du das Album charakterisieren und worum geht es inhaltlich? Wo liegen die Unterschiede zum Debütalbum?

Musikalisch ist „Consequence“ von der Atmosphäre her gesehen die logische Fortführung vom Vorgängeralbum „A high and lonely place“. Dazu haben wir meiner Meinung nach das Songwriting verbessert, indem wir bei den Songs direkter auf den Punkt kommen. Der größte Unterschied zum Debüt ist allerdings die weitaus bessere Produktion, was wir vor allem unserem „Soundengineer“ Kufi zu verdanken haben. Die Texte stammen alle aus Zulu`s Feder und sind sehr persönlich, zynisch und vor allem authentisch.

Hat sich an eurer Arbeitsweise im Vergleich zum ersten Album etwas geändert? Wer ist beispielsweise für die Lyrics, wer für die Musik verantwortlich? Oder wechselt ihr euch da ab?

Die Lyrics stammen dieses Mal wie gesagt alle von Zulu, bei der Musik sind wie gehabt verschiedene Bandmitglieder aktiv. An der Arbeitsweise hat sich hierbei auch nichts geändert. Die Songs werden zuhause jeweils in Eigenregie vorbereitet und anschliessend dem Rest präsentiert. Dann können sich alle ihre Sachen raushören bzw. selbst Riffs etc. ausdenken, falls noch nichts genaueres vorgegeben wurde. Als nächstes wird im Proberaum daran gearbeitet, bis alles passend ist und alle aus der Band glücklich und zufrieden sind...;-). Und ansonsten wandert das Ding halt in die Tonne, was bei uns aber gottseidank so gut wie nie vorkommt.

Derzeit gibt es quasi Monat für Monat Neuerscheinungen, die sich mehr über ihr Äusserliches definieren als über die Musik. Zudem hängt sehr viel davon ab, welche Musikrichtung bedient wird und welches Image sich am Besten verkaufen lässt. Wie denkt ihr darüber, zumal sich Gothic der guten alten Schule (wie ihr ihn predigt) nur bedingt gut verkaufen lässt?

Da hast du leider völlig recht! Die meisten Medien pushen mittlerweile nur noch das Outfit einer Band, die Musik rückt immer weiter in den Hintergrund. Diese Entwicklung gibt es ja bei allen Musikrichtungen, aber gerade im Goth-Bereich (wenn man das überhaupt noch so nennen darf) ist es wirklich extrem geworden. Beim Durchblättern der Szene-Magazine weiß ich bei den Bandfotos manchmal auch gar nicht, ob ich jetzt Lachen oder Kotzen soll....ich befürchte, Joy Division hätten in der heutigen Zeit nicht die besten Chancen gehabt. Ich stelle mir gerade vor, wie Ian Curtis in einer Lackhose ausgesehen hätte, kch kch. Aber keine Bange, wir ziehen unser Ding natürlich weiter durch; auf Promophotos mit bemalten Gesichtern auf`m Friedhof kannst du bei uns lange warten. Und was die Verkaufszahlen angeht: Das tangiert mich peripher...;-).

So, jetzt halten wir Eure neue CD „Consequence“ endlich in unseren Händen und finden die auch wirklich gut. Aber wo zum Teufel können wir uns jetzt von den viel gepriesenen Livequalitäten überzeugen? Und warum seid ihr nicht auf Festivals vertreten?

Just gestern hatten wir unser CD-Release-Konzert im Bielefelder Forum, das übrigens großartig gelaufen ist! Dazu sind wir derzeit dabei, ein paar Gigs für den Herbst zu planen. Bestätigt ist bisher nur der 15.09. in Regenburg (Dark Act), weitere Gigs werden aber noch folgen. Und was die Festivals angeht: Da ist ohne Vitamin B meistens schwer ranzukommen. Wobei wir für dieses Jahr auch keine Bewerbungen rausgeschickt haben, da wir zu dem Zeitpunkt , als das wiederum hätte geschehen müssen, sehr intensiv mit dem Album beschäftigt waren und es versäumt haben, uns parallel um Live-Aktivitäten zu kümmern. Aber warten wir mal ab, wie´s nächstes Jahr aussieht.

Die Spatzen... Was hat es denn nun mit der neuen EP auf sich?

Geplant ist derzeit, eine 5-Track-EP mit zwei neuen Songs, zwei Remixen alter „Klassiker“ und einem Coversong herauszubringen. Näheres kann ich dir dazu allerdings noch nicht sagen – watch out..;-)

Bei der Coverversion kann es sich dann doch nur um einen Song der Kölner-Kult-Rocker :-) „De Höhner“ handeln? Was wird´s denn dann, „Viva Colonia“, „Mer ston zo dir FC Kölle“ oder doch „Die längste Karnevalssingle der Welt“? Alles würde ja wunderbar zu Euch passen?

Kch kch....nun, mit meiner Vorliebe für den FC stehe ich ja nun alleine da, aber kann ja auch nicht jeder Ahnung von Fussball haben..;-). Aber insbesondere von Slash würd es da wohl ein dickes Veto geben, da er Anhänger von Mönchenkackbach ist...*g*. Aber jetzt lass uns mal wieder ernst werden, hust hust. Wir werden demnext eine Coververion von Kim Wilde`s „View from a bridge“ aufnehmen – live haben wir ihn schon mehrfach gespielt und er ist jedes Mal sehr gut angekommen.

Wenn ihr euch jemanden aussuchen könntet, mit wem würdet ihr gerne mal gemeinsam eine Scheibe (oder einen Song) aufnehmen? Gab es schon mal konkrete Pläne, und wenn ja, mit wem?

Wenn du mich so fragst – alleine der Gedanke, zusammen was mit Toni Haliday (Sängerin von Curve) aufzunehmen, puuuh...da würde ich ganz schön nervös werden...;-)). Jetzt aber zurück zur Realität: Konkrete Pläne gab`s da noch nicht – ich persönlich kann mir einen richtigen „gemeinsamen“ Song auch nur schwer vorstellen, wenn du da jetzt gemeinsames Songwriting und so was wie „Dancing in the street“ von Bowie/Jagger o.ä. meinst..;-).

Last words for the lost?

Danke für`s Lesen !;-))

Dem kann ich mich natürlich nur noch anschliessen!

Markus Wallmeier