Artikel Sonic Seducer November 2003

NO DRINKS - NO SHOW

Im Zuge des Deathrock-Booms, der hierzulange zur Zeit grassiert, wird leider oftmals übersehen, daß es auch Goth-Rock Bands gibt, die sich eben nicht an amerikanischen Vorbildern orientieren, sondern vielmehr fest verwurzelt im europäischen Goth - und das zumeist mit klarem Blick auf die britische Insel - sind. Eine dieser "New Breed"-Bands sind glasklar REPTYLE, die wir bereits in unserer Introducing-Rubrik vorgestellt haben. Mit einem Plattendeal sowie dem offiziellen Debüt-Longplayer "A high and lonely Place" im Gepäck, stellten sich die Jungs meinen Fragen zu den aktuellen Geschehnissen rund um die Reptilien.

Endlich habt ihr ein Label gefunden sowie einen Plattenvertrag in der Tasche. Wie ist nun das allgemeine Feeling innerhalb der Band?

Slash: Das Gefühl, den Vertrag endlich unterschrieben zu haben, ist geil. Wir haben eine Menge Arbeit und Herzblut in das Album gesteckt und sind natürlich gespannt, wie die Reaktionen aussehen werden. Gerade weil wir bis jetzt fast ausschließlich über Live-Gigs auf uns aufmerksam machen konnten und es unser erster offizieller Release ist. Mit Sonorium haben wir den passenden Partner gefunden - wir kooperieren bislang super und haben das beruhigende Gefühl, dass unser Label voll hinter dem steht, was wir tun.

"A high and lonely Place" ist ein episch klingender Titel für ein Album. Wie schauen die Hintergründe zur Namensgebung aus?

Zulu: Irgendwann hatte ich diese Worte "A high and lonely Place" , wie aus dem Nichts kommend, im Kopf. Im Laufe der Zeit füllte sich dieses Bild für mich immer stärker mit Leben und Bedeutung; ganz allgemein steht der "high and lonely place" für Einsamkeit, Kälte, Isolierung, aber auch für Klarheit und Freiheit. Zeitgleich haben sich die Songs der Scheibe entwickelt, und dann stand relativ frühzeitig fest, daß dieser Titel die Atmosphäre und die Grundstimmung des Albums am besten ausdrückte.

Und wie würdet Ihr die Quintessenz des Albums in Worte fassen?

Zulu: Wie ich die Scheibe beschreiben würde? Vertonte schlechte Laune; ein Sonnenaufgang im Februar, und man wacht mit dem Nachgeschmack des vorabendlichen Besäufnisses auf; das Lachen der Geister, die einen ans Morgen erinnern. Musikalisch: Rauher, aggressiver, aber auch experimentierfreudiger als die früheren Demo-Sachen. Zielbewusster und homogener. Die Scheibe fasst ziemlich widerspruchsfrei zusammen, wie sich REPTYLE anno 2003 fühlen, wer wir sind.

Ihr seid definitiv eine gute Liveband, die es versteht, on stage noch mehr Druck und Kiss-Ass-Atmosphäre zu verbreiten als aus der Konserve. Sehr ihr euch auch eher als Liveband oder ist Studio- und Livearbeit für euch gleichberechtigt?

Slash: Danke für die Blumen! Für mich sind die Live-Gigs wichtiger als die Studiuarbeit - alles ist authentischer und direker, weil man unmittelbar die Reaktionen des Publikums um die Ohren gehauen bekommt. Außerdem erzeugt es natürlich jedes Mal dieses geile Kribbeln, daß man nicht mehr missen möchte, wenn man es erst mal erlebt hat. Ich weiß, daß andere in der Band die Priorität auf die Aufnahmen legen. Und das ist sicher auch gut so, denn dadurch kriegen sowohl die Gigs als auch die Aufnahmen die nötige Aufmerksamkeit.

Thomas Thyssen