Artikel Transmission-Magazin Nr. 3 (Dezember 2004) Die im Winter 1998/99 gegründete Band aus Bielefeld hat den steinigen Weg aus der Zeit der selbst vertriebenen DEMO EPs überlebt und ist mit ihrem ersten Album in der Welt der Label Releases angekommen. Dazu herzlichen Glückwunsch! Nur wenige Bands die dem Zauber des Gothic-Rock verfallen sind gelingt es heutzutage noch diese harte Phase zu überstehen. Das erste Baby heißt: A high and lonely place. Hey Reptyle, stellt euch bitte erst mal einzeln unseren Lesern vor. Slash: High Max, high geschätzte TRANSMISSION-Leser! Das Syndikat besteht aus Zulu [vox], Keule [guitars], Slash [guitars], Moci [bass], Kufi [keys] und Marlene D. [percussion]. In dieser Konstellation sind wir seit Anfang 2000 auf den Bühnen und in den Bars des Kontinents unterwegs. Wie habt ihr euch kennen gelernt über Anzeige, Sandkasten oder... Slash: Keule und ich haben uns vor Jahren über unsere gemeinsame Vorliebe für Britgoth im Bielefelder PC 69 (R.I.P.) kennen und schätzen gelernt. Zur ersten Probe brachte Keule dann Kufi mit, der mit ihm gemeinsam bei "Life´s Pleasure" war, und nach und nach wurde die Band dann gezielt vervollständigt. Bis auf Zulu kannten wir uns alle schon vor Bandzeiten, und als der dann dazu kam, konnte die Party endlich steigen... Wo ist A high and lonely place aufgenommen wurden und welche neuen Erfahrungen habt ihr während der Record Sessions gemacht? Keule: Das Album haben wir in unserem eigenen "Studio" aufgenommen,
indem wir das Schlafzimmer unseres Keyboarders mit PC, Effektgeräten,
Keyboards und sonstigem Equipment zugemüllt haben. Aber soll für ihn wohl
nicht so schlimm gewesen sein, der gesamte Prozeß fürs Einspielen u. Mischen
hat ja nur ca. 10 Monate gedauert...;-))). Hierbei haben wir natürlich
eine Menge Erfahrungen gesammelt, so dass wir bei den nächsten Aufnahmen
mit Sicherheit schneller zum Endprodukt gelangen und dieses soundtechnisch
auch nicht unbedingt schlechter klingen wird als sein Vorgänger.... Nach den EPs: Monochrome (2000), ...till life do us part (2001) und dem 2002er Descent to heaven habt ihr nach über 5 Jahren Band Bestehen euer Debut Album veröffentlicht, warum erst jetzt? Keule: Es ist bei einer neuen Band ja ganz normal, dass es langsam Schritt für Schritt aufwärts geht und nicht direkt von 0 auf 100. Jut, wenn im Jahr 2000 ein Label bei uns angeklopft und Interesse an einem Album-Release bekundet hätte, hätten wir natürlich nicht abgelehnt. Aber so was ist gerade in der heutigen Zeit illusorisch, von daher sind wir eigentlich ganz gut im Zeitplan. Da man sich über die Jahre ja auch verbessert hat, was das Songwriting und das Einspielen/Abmischen angeht, war es jetzt wahrscheinlich auch genau der richtige Zeitpunkt für das Debütalbum. Die drei Titel der Decent to heaven CD befinden sich auch auf dem neuen Album. Habt ihr diese Songs noch mal neu eingespielt oder seht ihr sie als vorab Auskopplung? Slash: Eigentlich war die "Descent To Heaven"-MCD nur als Promo-Material für unsere Labelsuche gedacht; um den Merch-Stand dann mal etwas aufzumöbeln, haben wir uns irgendwann entschlossen, sie auch bei Konzerten und über die Homepage feil zu bieten. Die drei Songs wurden fürs Album allerdings noch einmal neu gemischt und teilweise auch neu eingespielt... Sonorium ist eure Plattenfirma, die erst vor kurzem auf der Landkarte aufgetaucht ist. Wie und wann ist der erste Kontakt entstanden und warum habt ihr euch für Sonorium entschieden? Keule: Der erste Kontakt ist auf eine recht unübliche Art entstanden, da wir nicht bei Sonorium sondern das Label bei uns angefragt hat, ob Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Sie kannten unsere älteren Eigenveröffentlichungen halt schon und sind genau zu dem Zeitpunkt, als wir gerade eh auf Labelsuche waren, auf uns zugekommen. Es gab auch noch weitere interessierte Labels, wobei uns deren in Aussicht gestellte VÖ-Termine nicht so gut geschmeckt haben. Bei Sonorium fühlten wir uns besser aufgehoben und haben uns demzufolge auch für sie entschieden. Was war denn so unverdaulich an den VÖ Terminen der anderen Labels? Keule: Tja, was sangen damals die Ärzte: "Zu spät"...;-))) Wie lange hat es von der ersten Kontakt Aufnahme Sonorium' s bis zum Vertrags Abschluss gedauert? Und wie lange von da noch mal bis A High And Lonely Place erschien? Keule: Puuh, jetzt muss ich mal in meinem Tagebuch blättern...nein, im Ernst: Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Unterschrift hat`s schon ein paar Monate gedauert, da wir zu dem Zeitpunkt ja noch am Album gearbeitet haben - und der Vertrag musste ja schließlich auch noch entworfen und für beide Seiten zufriedenstellend gestaltet werden. Zwischen Vertragsabschluß und geplantem VÖ-Termin lagen dann auch noch mal um die 4 Monate, wobei das ja leider nicht ganz geklappt hat und unser Album erst mit fast einem halben Jahr Verspätung in die Läden kam. Eure Musik ist sehr dynamisch und strotzt vor Energie aber ein Schlagzeuger fehlt euch trotzdem, kommt live das Drums vom Band oder habt ihr on stage nen Gast Drummer? Slash: Wir haben eine feste Schlagzeugerin, Marlene D., die nicht säuft, keine Drogen nimmt, ständig unter Strom steht und sich seltens verspielt... warum also sollten wir solche guten Eigenschaften auf´s Spiel setzen?! Sicher, live würde ein schwitzender Drummer sicher allein optisch was her machen, aber wohin mit ihm, wenn wir neue Songs erarbeiten wollten - in Kufis Wandschrank? Da Drummer eh eine Spezies für sich sind, machen wir uns das Leben leicht und lassen Marlene die Stöcke schwingen... Drummer sind eine Spezies für sich? In wie fern, erklär mal! Slash: Naja - die Witze über Schlagzeuger in Abgrenzung zu Musikern sind ja wahrscheinlich hinlänglich bekannt… daneben bestehen die größten Probleme darin, seinem Drummer Tischmanieren bei zu bringen & ihn stubenrein zu machen. Ach, und hatte ich schon erwähnt, dass sie überdurchschnittlich schwitzen, was in einem Proberaum von ca. 10 m² im Sommer erhebliche Probleme bereiten kann?! Sollten wir dennoch mal ein Exemplar angeboten kriegen, das diese Abartigkeiten abgelegt hat, sind wir natürlich für alles offen… Mit Bands wie Cinema Strange, Clan Of Xymox, The House Of Usher oder Ikon (..nur einige bekannte...) habt ihr schon zusammen gespielt mit wem würdet ihr denn noch gerne aus der aktuellen Szene einen Abend teilen und mit welcher eurer All time Favorit Bands? (Auch Gruppen die zur Zeit nicht existieren...) Slash: Also, mit den sog. "Main Acts" haben wir bis jetzt ausschließlich gute Erfahrungen gemacht und sind mit allen super klar gekommen. Die Konzerte mit Ikon waren schon so Sachen für sich, weil ich diese Band seit Jahren verehre und mir natürlich nie hätte träumen lassen, mit denen mal die Bühne zu teilen. Ansonsten betteln wir schon seit einiger Zeit, endlich mal The Mission supporten zu dürfen, wurden bis jetzt aber nicht erhört. Ich denke, auch ein Gig zusammen mit den Fields oder Joy Division hätte uns heulend auf die Knie gezwungen... bleiben wir realistisch - Support für Extrabreit wär mal ein persönlicher Wunsch von mir. Keule: Wenn ich mir ne "Vorband" (*g*) aussuchen dürfte, würden es wohl Duran Duran oder Curve werden. Wobei, neben Toni Halliday im Backstage abhängen....sorry Duranies, ich nehme Curve..;-) Seit einigen Jahren tut sich wieder mehr im Gothic Untergrund hinsichtlich Partys aber auch für Bands scheint es endlich wieder mehr Auftritts Möglichkeiten zugeben, ist euch ähnliches aufgefallen, was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Slash: Eigentlich genau gegensätzliche - im gleichen Tempo, wie Gothic-Parties wie Pilze aus dem Boden schießen, schrumpfen die Auftrittsmöglichkeiten für Live-Bands. Für Club-Betreiber ist ein Gig meistens mit finanziellem Risiko verbunden, da sie eine PA anmieten und immense Mengen Alkohol für den Backstage-Bereich rankarren müssen... ;-) Und da die "Szene" sich in den letzten Jahren eh auf elektronische Musik und Dudelsäcke gestürzt hat, ist es bei den Parties dann leider mit Konservenmucke getan. Traurig, aber wahr. Hoffnungsschimmer am Horizont sind dann immer Leute wie die Crew von der Black Box aus Greifswald oder unsere Freunde aus Stendal, die allen Widrigkeiten zum Trotz diese Risiken auf sich nehmen. An dieser Stelle mal ein fettes Dankeschön an alle Idealisten dieser Art! Ich meinte mit Gothic Untergrund auch eher Gothic-Rock/ Deathrock/ Batcave Partys mit Live Bands wie z.B.: Second Still in Leipzig, Geisterschiff in Rostock, TonTraumA in Berlin oder Lunatic Goth Asylum in Bremen...die seit dem Elektro/ Mittelalter Overkill wieder stark im kommen sind... Slash: Ah, jetzt, ja… also, mit den Leuten von TonTraumA haben wir für den 9. Juli einen Gig zusammen mit "Substance Of Dream" ins Auge gefasst, worauf ich persönlich mich schon sehr freue, da es ein interessanter Abend werden dürfte. Das Geisterschiff hat auf unsere Bewerbung leider nicht geantwortet, und die anderen Adressen sollten wir mal auf unsere Liste setzen, klingt viel versprechend. Bis auf wenige Ausnahmen (wie Stendal, warum gleich drei mal?...) beschränken sich eure Live Aktivitäten auf die etwas älteren Bundesländer, will euch der Ost Bürger nicht? Keule: Das kann man so eigentlich nicht sagen, da es ja ganz normal ist, gerade zu Anfangszeiten hauptsächlich in der näheren Umgebung aufzutreten - und mittlerweile haben wir ja auch schon 5 Mal im Osten und im Gegensatz dazu z.B. noch überhaupt nicht im Süden gespielt, weil es sich halt noch nicht ergeben hat. Die 3 Auftritte in Stendal haben wir - siehe vorherige Frage - dem "Stendal-Andreas" und seinen Kollegen zu verdanken, die dort wirklich ne Menge für uns macht. Ansonsten: "Ost-Clubs", meldet euch - wir kommen gerne! Zu Pfingsten findet in Leipzig zum fünften mal die vom WGT unabhängige und sich am ursprünglichen Gothic orientierende Gothic-Pogo-Pfingst-Party statt. Dieses Jahr zum ersten mal mit Bands. Habt ihr mit dem Gedanken gespielt dort aufzutreten? Keule: Da wusste ich noch nichts von - klingt aber verdammt interessant und somit werde ich das für 2005 auf jeden Fall mal im Auge behalten..... Gab es in den letzten Jahren Situationen wo ihr ernsthaft überlegt habt die Instrumente auszustöpseln und Reptyle aufzulösen? z.B. nach einem schlecht organisiertem/ besuchtem Konzi... Keule: Wir haben zu Anfangszeiten mal zusammen mit einer befreundeten Band vor - ich glaube - 6 zahlenden Gästen gespielt. Das war schon wirklich bitter und man fragt sich in so einem Augenblick natürlich, wofür man den Streß überhaupt auf sich nimmt. Man wird natürlich auch ab und zu von anderen negativen Vorfällen extrem runtergezogen - dem gegenüber stehen aber so viele positive Sachen wie geile Gigs, geiles Feedback, die eigenen Songs in der Disse hören etc., so das wir NIE ernsthaft in Erwägung gezogen haben, Reptyle zu begraben. Hat ein Bandmitglied (mit Künstlernamen Wolverine) das ansprechende Artwork der CD gemacht? Und wer ist Rudolf Bolte, dessen Fotos das gesamte Bocklet verzieren? Keule: Die Wolverine ist die "Lebensabschnittsgefährtin" unseres Sängers und Rudolf Bolte ihr Opa. Bei den ersten beiden CD´s hatte ich mich noch um das Artwork gekümmert - das Cover zur "Descent to Heaven" kam dann von Wolverine. Und da diese e.p. ja quasi der "Vorbote" zum Album war, hat sie das logischerweise auch vollendet und das komplette Album-Cover, bei welchem auch einzelne Elemente des "Descent t.H."-Covers wieder auftauchen, entworfen. Verdientermaßen wurde sie auch schon des öfteren für das gelungene Artwork gelobt. Wie sehen die zukünftigen Planungen aus, wann geht ihr wieder ins 'Schlafzimmer'? Ihr müsstet doch auch gute Chancen haben die D Tour einer etablierten Band zu supporten!? Keule: Da wir mittlerweile schon fast wieder 10 mehr oder weniger fertige Songs am Start haben, werden wir in den nächsten Monaten wieder vermehrt beim Kufi auflaufen, um das Material einzuspielen und abzumischen. Ansonsten sind wir natürlich immer auf der Suche nach Live-Gigs - ohne Konzertagentur hat man da heutzutage aber leider sehr schlechte Karten. Wenn eine Konzertagentur eine Tour einer "großen Band" organisiert, packt sie natürlich gerne eine kleinere Band ihrer Agentur ins Vorprogramm. Ohne Agentur hat man dann - wenn überhaupt - höchstens mal die Möglichkeit, ab und zu bei einzelnen Gigs einzuspringen (was wir halt auch schon mehrmals bei IKON und CINEMA STRANGE machen durften). Fakt ist: Wir spielen sehr gerne live, sind terminlich auch flexibel und kosten nicht die Welt...;-) Max Bringmann |