Interview Zillo Juni 2004

Jetzt aber!

Ende vergangenen Jahres sollte eigentlich das REPTYLE-Album "A high and lonely place" via Sonorium erscheinen. Passend zum Veröffentlichungstermin plauschte unser Schreiber Marty bereits mit der Gothrockband aus Bielefeld, das Interview wurde abgedruckt, doch die CD erschien mit einigen Monaten Verzögerung erst jetzt. Grund genug, Zulu (Vocals), Keule (Gitarre) und Slash (Gitarre) erneut zu befragen.

Zillo: Zunächst mal die offensichtliche Frage. Wieso erschien euer Album erst jetzt?
Zulu: Sonorium hielten den Sound der Scheibe für unzureichend und haben sie deswegen komplett remastern lassen, womit die Veröffentlichung nicht mehr, wie ursprünglich geplant, letzten Herbst über die Bühne gehen konnte.
Zillo: Durch die Verzögerung konntet ihr nun schon einige Resonanzen bekommen. Seid ihr bislang mit dem Ergebnis zufrieden?
Keule: Die Reaktionen waren durch und durch sehr gut, so dass "zufrieden" eher untertrieben ist. Wir hoffen natürlich, dass das vorab positive Feedback der Presse jetzt nach dem Release auch durch insbesondere hoffentlich bessere Chancen, uns vermehrt live präsentieren zu können, bestätigt wird.
Zillo: Ihr habt schon einige Veröffentlichungen vor eurem Debütalbum vorzuweisen. Würdet ihr im Nachhinein die Songs wieder so aufnehmen oder ändern?
Keule: Wenn wir die Sachen noch mal aufnehmen würden, gäbe es mit Sicherheit auch zahlreiche Änderungen. Ich denke aber, dass geht prinzipiell jeder Band bei jeder Veröffentlichung so, egal ob Demo oder offizieller Release. Für uns ist das aber eh kein Thema, da die Demos für sich stehen und wir die Zeit lieber nutzen, neue Songs zu schreiben und aufzunehmen.
Zillo: In der heutigen Situation ist ein Vertrag bei einem Label rarer denn je. Viele Labels schließen, viele Bands veröffentlichen ihre CDs selbst. Welche Vor- und Nachteile gab es bislang für euch im Musicbiz und in der Zusammenarbeit mit einem Label?
Slash: Also, Nachteile hatte es natürlich noch keine, ein Label zu haben... von Vorteil ist dagegen, dass unser Album dadurch Promotion in den Magazinen bekommt, die wir uns als Band nicht leisten könnten. Gothic Rock führt innerhalb der "schwarzen Szene" ja derzeit eher ein Schattendasein, und von daher sind wir schon drauf angewiesen, dass wir einen möglichst weiten Hörerkreis erreichen. Und wir hoffen, dass wir mit dem Label im Rücken jetzt auch bei einer Booking-Agentur unterkommen.
Zillo: In diesem Zusammenhang: Denkt ihr, als junge Band genug Support zu bekommen?
Slash: Definitiv - nein. Das Problem beim Buchen von Gigs ist: Finanziell sind Gothic-Rock-Konzerte für die Clubs derzeit nicht sonderlich lukrativ, und diejenigen, die Bands wie uns unterstützen, haben oft zwar guten Willen, aber leider nicht die Mittel, Auftrittsmöglichkeiten auf die Beine zu stellen oder anderswie zu helfen. Aber immerhin haben wir jetzt mit einem Label-Deal und einem Tonträger auf dem Markt unsere Chancen deutlich verbessert.
Zillo: Wie schwer war es, ein Label zu finden?
Keule: Das ist bei uns nicht gerade "businessüblich" abgelaufen. Genau in der Phase, in der wir auf Labelsuche für unser Album waren und diverse Bewerbungen rausgeschickt hatten, kam eine Anfrage von Sonorium, die an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert waren. Anschließend haben in Folge unserer "Bemusterung" auch noch weitere Labels ihr Interesse an dem Release bekundet - wir haben uns aber letztendlich für Sonorium entschieden, da wir uns dort am besten aufgehoben fühlten.
Zillo: Wie seht ihr die Entwicklung in der Gothszene? Der traditionelle Gothrock musste in der Vergangenheit dem Gothmetal und, in den Clubs, vor allem Electro weichen.
Zulu: Ich denke, das sollte man entspannt sehen. Natürlich würde ich mir wünschen, mehr Goff Rock in der Szeneöffentlichkeit zu hören (so beim Einkaufen bei Lidl und so), aber andererseits ist diese ‚Szene' einfach pluralistischer als andere - besonders was den Musikgeschmack angeht. Trends sind tot, es lebe das Nebeneinander. Und man sollte nicht vergessen, daß genau aus diesem Nebeneinander am ehesten spannende Kunst wächst. Hab ich schön gesagt, oder? Zillo: Was befindet sich momentan in euren CD Playern?
Zulu: Fallen Apart, Cohen, Bathory, Murder at the Registry.
Keule: Swans of Avon - Alive, div. von Curve.
Slash: Pink Turns Blue-Aerdt, Joy Division-Permanent.

Dominik Winter